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crisby: Anhuin kann das nächste deutsche IGL-Sternchen werden
21.02.2021 16:00 TheHotz
Die Unicorns of Love haben sich mit drei neuen Spielern verstärkt. Wie es zu den Neuverpflichtungen gekommen ist und wie es aktuell im Team aussieht, erzählt uns Veteran Christian "crisby" Schmitt im Interview.

In der Winterpause haben sich die Unicorns of Love gleich drei neue Spieler an Bord geholt. Inzwischen spielt das Team über einen Monat zusammen. In der ESEA Advanced und anderen Turnieren lief es allerdings noch nicht so gut. Im Interview erklärt crisby wie viel Arbeit ein neues Team mit sich bringt und wie sehr sich das Teamgefüge durch die Wechsel geändert hat.
CSNews: crisby, bist du zufrieden mit dem neuen Roster?

crisby: Wir hatten ursprünglich eigentlich nicht geplant uns international umzusehen. Da es aber in Deutschland für uns nicht genügend Auswahl gab, haben wir uns dann auch international umgeschaut. Letztendlich bin ich aber sehr zufrieden mit dem was wir bekommen haben. Jordan "Python" Munck-Foehrle, der jetzt auch die AWP übernommen hat, hat sehr viel „raw Skill“ und auch schon in Teams wie Heretics Erfahrung sammeln können. Ich denke das Team funktioniert bislang sehr gut, die Stimmung ist gut und die Charaktere passen ebenfalls ganz gut zusammen. Insgesamt bin ich also sehr zufrieden mit dem neuen Roster.

CSNews: Für viele deutsche Fans ist euer neuer Spieler Python noch völlig unbekannt. Wie seid ihr auf ihn gekommen?

crisby: Wir haben eigentlich alles abgeklappert. Wir haben die FPL-C-Statistiken durchgeschaut und uns angesehen wer richtig gut performed und gleichzeitig kein Team hat. Letztlich sind wir über eine HLTV-News zu DEVIL und Python auf ihn aufmerksam geworden. Daraufhin haben wir ihn kontaktiert und dann hat es sich eben ergeben, dass er jetzt bei uns spielt.

CSNews: Spricht Python als Franzose auch Deutsch oder müsst ihr auf Englisch reden im Team?

crisby: An sich können wir Deutsch reden, weil Python eigentlich vor hatte Deutsch zu studieren, was er aber jetzt erstmal pausiert hat. Er kann aber auch schon zu einem gewissen Grad Deutsch, weswegen es eigentlich okay wäre, wenn wir Alle Deutsch reden. Da er aber manchmal auf Englisch antwortet verfallen wir selbst dann hin und wieder ins Englische, was aber keine große Hürde für uns ist.


CSNews: Ihr habt euch unter anderem auch für Anhuin und HadeZ entschieden. Warum genau?

crisby: Generell deshalb, weil kakafu bereits mit ihnen gearbeitet hat und sie sozusagen ausgebildet hat. Er wusste dadurch so in etwa was die beiden können, wir haben sie aber natürlich auch nochmal in Testgames angeschaut. Es ging auf jeden Fall darum zum Beispiel mit Markus "Anhuin" Paeseler den nächsten deutschen Ansager zu holen und mich in dem Bereich zu entlasten, damit ich Rollen übernehmen kann, die ich lieber spiele. Ich bin aber auch bekanntermaßen nicht mehr der jüngste und dadurch ist es fraglich wie lange ich noch aktiv spiele.
Bei Lukas "HadeZ" Meier war es ähnlich, auch er hat viel Potential und hat wie Anhuin noch nicht Vollzeit gespielt. Wir haben ihm jetzt einfach die Chance gegeben, weil er definitiv genug Skill und Spielverständnis besitzt.

CSNews: Anhuin und HadeZ sind noch recht jung. Müsst ihr den beiden noch viel beibringen oder wie weit sind die beiden als Spieler?

crisby: Ich denke durch die BIG-Academy haben sie schon von vielen Leuten viel gelernt und sich dadurch schneller entwickelt als es zum Beispiel bei mir der Fall war. Ich musste denke ich eine deutlich längere Durststrecke gehen und mir vieles selbst erarbeiten. Da hatten die beiden es vielleicht ein bisschen einfacher, sind aber dadurch auch schon viel weiter als ich selbst damals. Aber ausgelernt haben die beiden noch nicht, das hat man nie. Auch ich lerne immer noch wieder neue Sachen über das Spiel.

CSNews: JDC hat sich ja selbst auf die Bank versetzt. Warum ist das Roster getrennte Wege gegangen?

crisby: An sich hätten wir gerne mit Jon "JDC" de Castro weitergearbeitet, er hat einen unglaublichen raw Skill. Klar, jeder Spieler hat so seine Mankos, aber daran hätten wir einfach weiter gemeinsam arbeiten können.
Letztendlich war es dann auch seine eigene Entscheidung zu sagen, dass wir jetzt schon so lange zusammenspielen und eigentlich gut arbeiten und dennoch in wichtigen Matches stagnieren. Wenn man Fehler, die man im PCW bereits behoben hatte, dann doch immer wieder wiederholt zehrt das ordentlich an der Motivation, weshalb er sich dann dazu entschieden hatte erstmal einen Schlussstrich zu ziehen und Abstand zu gewinnen.


CSNews: Du spielst selbst seit über zwei Jahren bei UoL. Bist du zufrieden mit dem was ihr bis jetzt erreicht habt?

crisby: Persönlich nicht. Eigentlich war es schon mein Ziel deutlich mehr nationale Titel zu gewinnen und vor allem auch international weiter oben mitzuspielen. Wir haben ein paar MDL-Seasons gespielt. Es waren auch immer knappe Spiele, wo ein paar Runden über Sieg oder Niederlage entscheiden. Am Ende würdest du dann mit ein paar Wins mehr in den MDL-Playoffs stehen, aber wenn du die wichtigen Runden nicht holst bist du auf einmal in der Relegation. Da liegt zwar immer alles nah beieinander, aber insgesamt hätte ich mir gewünscht, dass wir konstanter spielen und mehr nationale Titel holen. Vor allem aber, dass wir eben international in der MDL den Klassenerhalt oder die Playoffs schaffen.

CSNews: Du bist der Veteran des Teams, welche Aufgaben hast du?

crisby: Bislang hatte ich immer die Rolle des InGame-Leaders inne, doch mit der Verpflichtung von Anhuin habe ich die Aufgabe abgegeben, der das auch langfristig machen soll, falls ich irgendwann mal nicht mehr da bin. kakafu und ich geben ihm aber aktuell natürlich noch hin und wieder Tipps und unterstützen ihn, da wir denken, dass er das nächste deutsche IGL-Sternchen sein kann.
Generell entbindet mich die Abgabe der IGL-Rolle aber nicht davon Sachen für das Team zu machen. Mein größtes Manko sind, da ich mich ja jetzt jahrelang auf den taktischen Aspekt des Spiels konzentriert habe, eher die „Mechanical Skill“. Deshalb arbeite ich eben aktuell daran, dass mein Aiming wieder richtig in Form kommt.
Trotzdem schaue ich weiterhin regelmäßig Demos an, um Inspiration für Moves zu bekommen. Oder ich schaue mir nach dem PCW nochmal bestimmte Situationen an und überlege mir, ob ich irgendwas hätte besser machen können. Außerdem schaue ich regelmäßig meine Nades an, schaue über Taktiken, die wir als Team erstellt haben und mache mir selbst immer wieder Notizen dazu.

CSNews: Ihr musstet drei neue Spieler ins Team integrieren. Wie gehst man so eine Aufgabe an?

crisby: Zu Beginn hat sich kakafu erstmal mit Anhuin hingesetzt und abgeglichen was wem gefällt, welchen Calling-Stil Anhuin hat. Jeder ist da ein bisschen anders, da muss man dann das System auch immer ein bisschen anpassen. Anhuin hat uns dann erzählt was sie in BIG-Academy so gespielt haben und was gut funktioniert hat. Daran haben wir dann teilweise ein paar Veränderungen vorgenommen und danach haben wir das gleiche mit den Sachen gemacht, die wir zuvor bereits bei UoL gespielt haben.
Insgesamt ist das dann so eine Vermischung aus beiden und zusätzlich schauen wir dann darauf was die aktuellen Top-Teams an Taktiken spielen und wie gut die für uns funktionieren würden. Da ist es dann aber auch wichtig das nicht einfach zu übernehmen, sondern zu schauen, ob es noch Optimierungspotential gibt, wenn wir das selbst spielen.


CSNews: Ihr habt euch im vergangenen September mit Coach kakafu verstärkt. Wie sieht die Arbeit mit ihm aus?

crisby: Insgesamt ist es wichtig jemanden strikten dabei zu haben, der einen auch zu seinem Glück pushen will. Da er selbst auch viel arbeitet verlangt er von seinen Spielern stets die gleiche Bereitschaft zu arbeiten, so nach dem Motto „Ohne Fleiß kein Preis“.
Seine Mentalität ist eben sehr gut und hat vor allem den jungen Spielern sehr geholfen. Ich habe in der Vergangenheit zwar auch selbst Fehler angesprochen, aber ich war dabei immer gleichzeitig auf eine gute Teamchemie aus. Da ich eben gleichzeitig auch Spieler bin, war es mir immer wichtig, dass ich es mir mit niemandem verscherze. Das hat kakafu dann übernommen und er ist manchmal sehr deutlich, aber nach dem Spiel ist er dennoch wieder ein guter Freund von uns.

CSNews: Wie sieht aktuell eure Trainingsroutine aus?

crisby: Momentan trainieren wir in der Regel von elf bis 21 Uhr mit so circa zwei Stunden Pause in der Mitte. An sich also ein normaler achtstündiger Arbeitstag. Während dieser acht Stunden spielen wir natürlich PCWs, machen aber auch Vor- und Nachbesprechungen, schauen Demos gemeinsam an.

CSNews: Ihr hattet einen schwachen Start in der ESEA Advanced. Woran lag das?

crisby: Klar würden wir aktuell lieber gewinnen, da wir aber gerade noch ganz am Anfang stehen müssen wir noch viele Fehler beheben und Verbesserungen vornehmen. Generell sehen wir aber, dass es stetig Fortschritte gibt und wir hätte auch mehr Spiele gewinnen können, waren aber letztlich selbst schuld das wir die Matches abgegeben haben. Wir sehen aber, dass es vorangeht und hoffen, dass wir in naher Zukunft dann diese knappen Spiele einfach für uns entscheiden können.

CSNews: Welche Ziele habt ihr euch für 2021 gesetzt?

crisby: Ich glaube wir haben gar nicht über Ziele gesprochen. Ich denke aber wir wollen national zu den vier besten Teams neben BIG, Sprout und aTTaX gehören. International wollen wir es schaffen uns aus der ESEA Advanced in die Premier zu arbeiten, auch wenn es aktuell noch schwierig aussieht. Direkt in der ersten Season funktioniert es vielleicht nicht, doch langfristig können wir es mit viel Arbeit dahin schaffen. Denn obwohl die Advanced nur die dritte Liga ist, spielen dort eine Menge gute Teams mit.


CSNews: Du hast bereits die 99Liga und ESL Meisterschaft einige Male gewonnen. Bist du zufrieden mit dem was du bisher erreicht hast?

crisby: Ich hätte gerne bereits mehr erreicht und mir von früheren Teamkollegen denselben Arbeitseifer gewünscht, dann wäre schon früher in meiner Karriere deutlich mehr möglich gewesen. Da es vor 2016 aber noch kaum Bezahlung gab in Deutschland für Spieler wie mich, haben wenige Spieler so viel Zeit und Energie in das Spiel investiert wie ich. Das hat mich und den deutschen Esport zumindest in der Zeit ein bisschen zurückgehalten. Generell bin ich relativ zufrieden, aber ob ich jetzt schon die letzten Jahre meine Karriere sind weiß ich noch nicht. Ich denke es würde noch länger gehen, die Frage ist aber auch wie sehr Teams noch auf alte Veteranen setzen, anstatt sich einen jungen Spieler zu holen, der womöglich auch deutlich billiger ist.

CSNews: Du spielst zwar jetzt seit zwei Jahren bei UoL, hast aber davor schon in etlichen anderen Teams gespielt. Gibt es Teams oder Roster mit denen du besonders gerne gespielt hast?

crisby: Bis auf die internen Probleme hat mir das EURONICS Gaming-Roster im Jahr 2018 sehr gut gefallen. Ich glaube wir haben durch unseren Spielstil sehr die Stärken der einzelnen Spieler gefördert. Das hat man dann auch an den Leistungen gesehen. Hätten wir damals einfach so weitergemacht und keine internen Probleme gehabt wäre auch ein weiterer Aufstieg möglich gewesen. Wir haben in der MDL-Season ohne Aufstiegschancen die reguläre Saison als Erster abgeschlossen und auch die Playoffs gewonnen. Bei der Qualifikation zum europäischen Minor haben wir auch nur knapp gegen wirklich gute Teams verloren. Hätten wir damals weiter gearbeitet hätten wir noch vieles erreicht. Das gleiche gilt auch für das aTTaX-2016-Lineup, mit dem wir die ESWC gewonnen haben.
Wie es aber meistens so ist kamen in beiden Fällen interne Probleme auf, die wie so häufig nicht zu lösen waren. Es war auch noch nicht so weit, dass wir einen großen Staff hatten, der solche Probleme lösen kann.


CSNews: Wo siehst du aktuell deine persönlichen Stärken und Schwächen als CS-Spieler?

crisby: Ich verstehe meistens sehr gut was gerade wo auf der Map passiert. Mein taktisches Wissen ermöglicht mir manchmal leichter Mal einen Kill zu bekommen, ohne dabei das beste Aiming zu haben. Generell weiß ich aber auch, dass meine Skills gut sein können, nur manchmal schaffe ich es nicht das abzurufen.

CSNews: Wie hat sich dein Alltag als Profi-Spieler durch COVID-19 verändert?

crisby: Eigentlich gar nicht so sehr. Ich sitze immer noch acht Stunden lang vor dem PC und ansonsten war ich auch nie so ein Typ, der danach unbedingt noch raus gehen muss. Was mir fehlt ist, dass ich nicht mehr morgens vor dem Training ins Fitnessstudio gehen kann, um mich auszupowern. Das sieht man inzwischen auch ein bisschen an meiner Statur. Ansonsten hat sich nichts groß an meinem Alltag verändert.
Foto: 99Damage
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